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„Sage, Toni, denkt man so bei euch drüben?“
Auf den Spuren von Curt Scharlach alias Charlotte Charlaque (1892 -?) und Toni Ebel (1881-1961)


Charlotte Charlaque und Toni Ebel, 1933, Foto: Ragnar Ahlstedt

Toni Ebel (links) und Charlotte
Charlaque, 1933,
Foto: Ragnar Ahlstedt

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Die dänische Malerin Lili Elbe (1882-1931) ist heute noch als eine der ersten Transsexuellen der Welt bekannt. Der Erfolgsroman The Danish Girl (2000) des amerikanischen Schriftstellers David Ebershoff erzählt ihre Geschichte melodramatisch nach, und seit einiger Zeit arbeitet der britische Regisseur Tom Hooper (The King's Speech, Les Misérables) auf der Grundlage von Ebershoffs Roman an einem Spielfilm unter demselben Arbeitstitel. Nach Nicole Kidman ist für die titelgebende Hauptrolle nunmehr der Brite Eddie Redmayne im Gespräch.*
Lili Elbe, die 1882 unter dem Namen Einar Wegener im jütländischen Vejle geboren wurde, entschloss sich Ende der 1920er Jahre für die chirurgische Angleichung an ihr gefühltes Geschlecht. Möglich war das für sie nur in Deutschland. Nach vorbereitenden Untersuchungen am Berliner Institut für Sexualwissenschaft Magnus Hirschfelds (1868-1935) nahm der Frauenarzt Kurt Warnekros (1882-1949) in Dresden die Operationen vor – durchaus erfolgreich, doch an den Folgen des fünften Eingriffs starb Lili Elbe im September 1931.1

Sie soll von dem Wunsch beseelt gewesen sein, Kinder gebären zu können. Dass Lili Elbes Geschlechtsangleichung schon in den 1930er Jahren ein öffentlich diskutiertes Ereignis war, ist dem Umstand zuzuschreiben, dass der deutsche Schriftsteller Ernst Harthern 1932 ein erstes Buch über Lili Elbe herausgab. Dieses Buch unter dem Titel Ein Mensch wechselt sein Geschlecht sorgte seinerzeit nicht nur im deutschen Sprachraum, sondern in mehreren Übersetzungen weltweit für Aufsehen.

Die mediale Beachtung, die dem Bericht Ernst Hartherns und damit der Geschichte Lili Elbes zuteil wurde und immer noch wird, hat aber in weiten Kreisen vergessen lassen, dass die erste dokumentierte Geschlechtsangleichung von Mann zu Frau nicht erst um 1930, sondern bereits rund zehn Jahre früher erfolgte.2 Überhaupt ist der Beginn der Eingriffe schon in den 1910er Jahren zu suchen – je nachdem, welche Behandlungen man zu ihnen zählen möchte und welche nicht. Heute sind nicht mehr alle der früh durchgeführten Geschlechtsangleichungen datierbar, denn nachdem die Eingriffe ihren spektakulären Charakter verloren hatten, fanden sie auch in der medizinischen Fachliteratur keinen großen Niederschlag mehr. Umso erfreulicher ist, dass durch historische Forschungen in den letzten Monaten etwas Licht in die Lebensgeschichte von Curt Scharlach alias Charlotte Charlaque (1892-?) gebracht werden kann. Auch sie gehörte zu den frühen Personen, die sich im Deutschland der Zwischenkriegszeit einer chirurgischen Geschlechtsangleichung unterzogen.

Von Berlin nach San Francisco und zurück

Curt Scharlach wurde am 14. September 1892 in eine deutsch-jüdische Familie geboren, die in Berlin-Schöneberg wohnte.3 Seine Eltern waren der Kaufmann Edmund Abraham Scharlach und dessen Frau Jenny Adelheid.4 Der Vater stammte aus Hamburg, doch die Mutter war Berlinerin. Curt hatte einen sieben Jahre älteren Bruder namens Hans. Um die Jahrhundertwende wanderte die vierköpfige Familie in die USA aus und ließ sich in San Francisco nieder, wo der Vater als Handelsvertreter für Textilien tätig wurde. Die Ehe zwischen Edmund und Jenny Scharlach dürfte indes nicht glücklich gewesen sein, denn Jenny kehrte bereits 1910 nach Deutschland zurück. Edmund hingegen, der im Jahr zuvor amerikanischer Staatsbürger geworden war, blieb mit den beiden Söhnen in San Francisco, heiratete 1916 erneut und verstarb 1935. Seine zweite Frau Julia starb 1982 im Alter von 93 Jahren.5 Curt Scharlach soll zunächst eine Ausbildung zum Violinisten absolviert haben, vermutlich noch in den USA. Doch Anfang 1922 kehrte auch er nach Deutschland zurück, um seine Mutter zu besuchen, die schwer erkrankt war. Er ließ sich in Berlin nieder und wohnte zumindest zeitweise bei seinem Bruder Hans in Grunewald. Zeitweise hielt er sich aber auch in Frankreich auf, so dass ihm später ausgezeichnete Französischkenntnisse zugutekamen.

Hans Scharlach war vermutlich kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs nach Europa zurückgekehrt. Nach 1919 war er als selbständiger Bankier in Berlin tätig, doch veräußerte er sein Bankhaus bereits Mitte der 1920er Jahre. Ob er mit jenem Hans Scharlach identisch war, der noch nach 1933 in den beiden Filmen Liebe geht – wohin sie will und Junges Blut von Kurt Skalden mitwirkte, hat sich noch nicht klären lassen. Curt Scharlachs Bruder Hans soll Europa 1935 in Richtung New York verlassen haben, doch wanderte er im Jahr darauf von den USA nach Südamerika aus. Dort verlieren sich seine Spuren.

Auf den Lebensweg Curt Scharlachs bzw. Charlotte Charlaques aufmerksam gemacht hat eine Reportage des schwedischen Journalisten Ragnar Ahlstedt (1901-1982), die 1933 unter dem Titel Män som blivit kvinnor (Männer, die Frauen geworden sind) erschien, bis vor kurzem aber weitgehend unbeachtet blieb. Nach Ahlstedt war sich der junge Curt schon im Alter von sieben Jahren darüber im Klaren, ein Mädchen zu sein. Ab seinem zwanzigsten Lebensjahr habe er sich auch mit offizieller Erlaubnis in Frauenkleidern bewegt.6 Die operative Geschlechtsangleichung führte um 1930 Erwin Gohrbandt (1890-1965), seinerzeit Chefarzt des Krankenhauses Am Urban in Berlin-Kreuzberg, durch.7 Die Kosten von 50 Reichsmark bestritt der Arzt Felix Abraham (1901-1937?), der Mitarbeiter Magnus Hirschfelds am Institut für Sexualwissenschaft und Leiter der dortigen sexualforensischen Abteilung war.8 Auch Charlotte Curtis Charlaque, wie sie sich jetzt nannte, soll um diese Zeit an Hirschfelds Institut beschäftigt gewesen sein – in welcher Funktion, ist allerdings unbekannt.

Charlotte und Toni

Ihre spätere Freundin und Lebenspartnerin Toni Ebel (1881-1961) lernte Charlotte Charlaque noch vor Abschluss von deren Geschlechtsangleichung kennen. Toni Ebel lebte um 1930 unter ihrem Geburtsnamen Arno Ebel zunächst in Berlin-Steglitz, dann im Stadtteil Wedding. Er war ausgebildeter Kunstmaler, der im Umfeld von Käthe Kollwitz (1867-1945) Erfolge feiern konnte und bereits zu einigem Renommee gekommen war, befand sich aber in einer tiefen Lebenskrise, und Charlotte Charlaque machte ihn mit Magnus Hirschfeld bekannt, der sich seiner annahm. Hirschfeld erwarb nicht nur einige Bilder Arno Ebels, sondern ermöglichte ihm auch die Geschlechtsangleichung. Diese führte, wie schon im Falle Charlotte Charlaques, Erwin Gohrbandt durch. Laut Ragnar Ahlstedt fand der abschließende Eingriff 1932 statt. Toni Ebel musste wie Lili Elbe fünf Operationen über sich ergehen lassen. Das Ergebnis soll "technisch gesehen" aufgrund ungünstiger physiologischer Voraussetzungen aber weniger geglückt gewesen sein.9. Gemeint waren vermutlich gewisse „Misslichkeiten“ aufgrund des fortgeschrittenen Alters und der allgemeinen Konstitution der Patientin.

Ab 1932 verband Charlotte Charlaque und Toni Ebel eine Liebesbeziehung, die erst 1942 von den NationalsozialistInnen zerstört wurde, indem die zwei Frauen gezwungen wurden, sich zu trennen. Als Ragnar Ahlstedt sie 1933 besuchte, wohnten die beiden zur Untermiete in der Nollendorfstraße 24 in Berlin-Schöneberg. Offenbar lebten sie in sehr bescheidenen Verhältnissen, denn sie teilten sich hier lediglich ein Zimmer und eine Küche.
Als Toni Ebel „teutschen Thee“ servierte, kam Ahlstedt nicht umhin zu konstatieren, die „Brühe“ habe nur wenig mit gewöhnlichem Tee zu tun. Die gereichten Schnittchen fand er indes „delikat“. Wie die beiden Freundinnen ihren Lebensunterhalt bestritten, ist nicht belegt. Charlotte Charlaque behauptete gegenüber Ahlstedt, als Schauspielerin tätig zu sein, während Toni Ebel eine kleine Rente bezog und sich einen Zuverdienst durch den Verkauf ihrer Zeichnungen und Gemälde sicherte. Zu ihren Modellen gehörte Charlotte Charlaque.

Karlsbad – Brünn – Prag

Indes wurden die zwei Frauen nach eigenen Aussagen mehrfach von ihrer Umgebung belästigt. Charlotte Charlaque war Jüdin, und auch Toni Ebel, die früher Mitglied der USPD gewesen war, trat nach ihrer Geschlechtsangleichung und offenbar erst nach dem Januar 1933 zum Judentum über. Nachdem sie von einer Halbschwester Toni Ebels gewarnt worden waren, sie würden beobachtet, flüchtete das Paar im Mai 1934 nach Fischern (Rybáře), einem Ortsteil von Karlsbad in der Tschechoslowakei.10
Hier erteilte Charlotte Charlaque Englisch- und Französischunterricht, und Toni Ebel malte Bilder für Karlsbader Kurgäste. 1935 zogen die beiden weiter nach Prag, das ihnen aber nicht zusagte, und so ließen sie sich schließlich in Brünn nieder. Ob sie hier auch mit Karl Giese (1898-1938), Magnus Hirschfelds Geliebtem und früherem Mitarbeiter am Institut für Sexualwissenschaft, in Kontakt standen, ist nicht belegt.

Bis 1938 war den zwei Freundinnen in Brünn ein vergleichsweise angenehmes und ruhiges Leben vergönnt, doch noch vor dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in die Tschechoslowakei spitzten sich auch hier die Ereignisse zu. Charlotte Charlaque und Toni Ebel wurden aufgefordert, sich alle vierzehn Tage bei der Polizei zu melden, und ihnen wurde nahegelegt, die Stadt, wenn nicht gar die Tschechoslowakei zu verlassen. Daraufhin zogen die beiden nach Prag, wo sie sich weniger belästigt fühlten. Charlotte Charlaque unterrichtete auch hier Englisch und Französisch, gab jetzt aber zudem Schauspielkurse und arbeitete als Übersetzerin. So übertrug sie mindestens drei Bühnenwerke der tschechischen Schriftstellerin Olga Scheinpflugová (1902-1968) ins Englische. Es handelt sich um die Schauspiele Chladné světlo (The Cold Light), Láska není všecko (Love is not everything) und Pan Grünfeld a strašidla (Mr. Greenfeld and the Ghosts).11

Im März 1942 wurde Charlotte Charlaque plötzlich von der Prager Fremdenpolizei verhaftet und ins Gefängnis gesteckt, weil sie Jüdin war. Anschließend hieß es, sie solle in Theresienstadt interniert werden. Doch gelang es Toni Ebel, den Schweizer Konsul in Prag davon zu überzeugen, dass ihre Freundin amerikanische Staatsbürgerin sei. Sie habe ihre sämtlichen Unterlagen dem amerikanischen Konsul in Wien übergeben und warte lediglich auf einen neuen Pass.

Charlotte Charlaque wurde daraufhin in ein „Amerikanerlager“ eingewiesen, von dem aus sie später in die USA verschickt wurde.12 Bei dem Lager handelte es sich vermutlich um das Internierungslager Liebenau, das 1940 in einer ehemaligen Heilanstalt bei Tettnang (Bodenseekreis) in Süd-Deutschland eingerichtet worden war.13 Hier wurden ausländische Frauen und Kinder aus dem gesamten Deutschen Reich bzw. den von der Wehrmacht besetzten Gebieten interniert, die für den Austausch gegen AmerikanerInnen und BritInnen deutscher Herkunft vorgesehen waren. Charlotte Charlaque erreichte New York von Lissabon kommend am 2. Juli 1942. Sie war jetzt 49 Jahre alt. Ursprünglich hatte Toni Ebel geplant, ihrer Freundin in die USA zu folgen, doch da sie keine BürgInnen in Lissabon stellen konnte, wurde ihr als „Reichsdeutsche“ die Ausreise nach Portugal nicht genehmigt. Für sie begann nun eine schwere Zeit: „Es war mir tagelang unmöglich zu arbeiten, mein Liebstes war nicht mehr bei mir.“14

Das Haus 20 Leroy Street im Frühjahr 2014, Foto: Tom Miller

Das Haus 20 Leroy Street im Frühjahr 2014, Foto: Tom Miller

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach eigenen Angaben musste Charlotte Charlaque in New York zunächst einmal das über sich ergehen lassen, was sie etwa zehn Jahre zuvor in Berlin durchgemacht hatte: „Ärztliche Untersuchung usw. Dieses dauerte genau zwei Wochen. Dann wurde mir das Recht auf den Namen, Charlotte Curtis Charlaque, zugesprochen.“15 Da sie kein Geld hatte, nahm sich das Rote Kreuz ihrer an und brachte sie vorübergehend in einem Armenhaus unter. Anschließend lebte Charlotte Charlaque in äußerst prekären Verhältnissen unter der Adresse 20 Leroy Street (Greenwich Village). Seit ihrer Rückkehr in die USA empfing sie Armengeld in Höhe von 35 Dollar monatlich, musste von diesem Betrag aber 20 Dollar Miete zahlen. Nachdem sie auf der Straße einen Schwächeanfall erlitten hatte und in ein Krankenhaus eingeliefert worden war, verbesserte sich ihre Situation etwas, indem ihr eine Arbeit zugewiesen wurde, für die sie knapp 83 Dollar monatlich erhielt. Drei Stunden täglich übersetzte sie Annoncen und andere Texte aus dem Deutschen ins Englische und umgekehrt.

Gesundheitlich war Charlotte Charlaque in der unmittelbaren Nachkriegszeit in mehrfacher Hinsicht angeschlagen. Weil sie so stark zitterte, konnte sie keine langen Briefe mehr mit der Hand schreiben, ihre Gallenblase war entzündet, und sie hatte ein Magengeschwür. Von ihrem Hausarzt wurde sie schließlich zu einem chronischen Fall erklärt und von der Arbeit befreit. Eine Kur, etwa in Saratoga Springs, konnte sie sich allerdings nicht leisten. Zudem litt sie an Einsamkeit. An Toni Ebel, die in den frühen Jahren der DDR wieder zu einer anerkannten Malerin werden sollte, schrieb Charlotte Charlaque, dass sie in New York keine Freunde habe, denn ihr fehlten die finanziellen Mittel, um „in die Kreise der Intellektuellen einzudringen. Die gewöhnlichen Leute aber sind so stupid, dass sie mich nicht begreifen, sowie ich auch sie nicht. Darum gab ich es auf.“16 Diese kategorisch gewählten, abfälligen Worte spiegeln die Entfremdung wieder, welche die Remigrantin in Amerika verspürt haben muss, sowie die Verzweiflung angesichts des eigenen Unvermögens, den ‚kulturellen Code' einer neuen Umgebung zu knacken. Aus den Zeilen spricht aber auch eine gewisse Selbstgefälligkeit und Überheblichkeit, die irritiert.

In einem anderen Brief behauptete Charlotte Charlaque, sie habe keinen Menschen, mit dem sie ein Wort wechseln oder über Dinge sprechen könne, die ihr nahe lägen. Auch setzte ihr zu, dass man ihr in Liebenau gedroht hatte, sollte sie in Amerika etwas Negatives über Deutschland sagen, werde man Toni Ebel ermorden. Hoffnungen setzte sie allein in das Théâtre Français de New York, in dem sie ab Winter 1947 auftreten wollte. Ob aus diesen Plänen etwas wurde, ist aber nicht belegt – wie überhaupt über das weitere Schicksal Charlotte Charlaques keine Angaben vorliegen. So ist auch nicht bekannt, ob sie in der Nachkriegszeit Kontakt mit ihrer Stiefmutter oder ihren beiden Halbbrüdern sowie deren Familien in Kalifornien unterhielt.

Offenbar hegte Charlotte Charlaque nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu einem gewissen Grad den Wunsch, nach Deutschland zurückzukehren. Doch fehlten ihr dazu die finanziellen Mittel, außerdem plagten sie Zweifel politischer Art. In einem Brief an Toni Ebel teilte sie im Juni 1947 mit, dass sie in New York kurz zuvor zwei deutsche Frauen kennengelernt habe. Diese hätten aber über das „neue“ Deutschland geschimpft und Hitler und den Nationalsozialismus als „von Gott gewollt“ erklärt. Entsetzt fragte Charlotte Charlaque: „Sage, Toni, denkt man so bei euch drüben? Ist das die Stimmung des Volkes?“ Als „Nichtarierin“ könne sie unter solchen Umständen natürlich nie daran denken, nach Deutschland zurückzukehren. „Hat das Volk drüben denn noch nicht eingesehen, was es gemacht hat, indem es den Barbaren zwölf Jahre freien Lauf ließ?“17

Es ist bis heute nicht bekannt, ob Charlotte Charlaque nach 1947 in den USA Fuß fassen konnte, und auch ihr Sterbedatum hat sich noch nicht ermitteln lassen. Vermutlich verfügte sie seit ihrer Ankunft in New York über keine Sozialversicherungsnummer.



Raimund Wolfert (Berlin 3/2015)



* Inzwischen wurde der Film "The Danish Girl" mit Eddie Redmayne als Lili Elbe und Alicia Vikander als Gerda Wegener unter der Regie von Tom Hooper realisiert; deutscher Kinobundesstart war der 7. Januar 2016.
Siehe neu zu Lili Elbe auch:
Meyer, Sabine: "Wie Lili zu einem richtigen Mädchen wurde": Lili Elbe; zur Konstruktion von Geschlecht und Identität zwischen Medialisierung, Regulierung und Subjektivierung. Bielefeld: Transcript 2015.


Literaturverzeichnis:

Adler, Reinhold (2006): „Das waren lauter Jüdinnen …“. Das Internierungslager Liebenau im Zweiten Weltkrieg, in: Leben am See. Das Jahrbuch des Bodenseekreises (Bd. 23). Tettnang: Senn, S. 33-48.

Ahlstedt, Ragnar (1933): Män som blivit kvinnor. Två fall av könsväxling på operativ väg. En studie av transvestitismens väsen. Tranås: Berg.

Herrn, Rainer (2005): Schnittmuster des Geschlechts. Transvestitismus und Transsexualität in der frühen Sexualwissenschaft (Beiträge zur Sexualforschung 85). Gießen: Psychosozial-Verlag.

Herrn, Rainer (2012): Ver-körperungen des anderen Geschlechts – Transvestitismus und Transsexualität historisch betrachtet, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (Jg. 62), Nr. 20-21, S. 41-48.

Martin, Jamila (2013): Die Eugenik-Konzeption Magnus Hirschfelds im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Unveröff. Magisterarbeit, Historisches Institut der Universität Potsdam. Potsdam 2013.

Rhan, L. (1932): Gespräch mit einer Frau, die einmal ein Mann war, in: Das 12 Uhr Blatt vom 2.8.1932.

Seeck, Andreas (2003): Durch Wissenschaft zur Gerechtigkeit? Textsammlung zur kritischen Rezeption des Schaffens von Magnus Hirschfeld (Geschlecht – Sexualität – Gesellschaft. Berliner Schriften zur Sexualwissenschaft und Sexualpolitik 4). Münster: LIT.

Součková, Alena/Štěpánková, Radmila/Hantáková, Helena. (Red.) (2009): Soupis překladu her českých autoru, Prag: Divadelní ústav.



Zitiervorschlag:
Wolfert, Raimund: „Sage, Toni, denkt man so bei euch drüben?“ Auf den Spuren von Curt Scharlach alias Charlotte Charlaque (1892 -?) und Toni Ebel (1881-1961). Berlin 2015. Available from: Online-Projekt Lesbengeschichte. Boxhammer, Ingeborg/Leidinger, Christiane. URL https://www.lesbengeschichte.org/bio_charlaque_d.html [cited DATE]




1 Rainer Herrn spricht die Problematik der frühen Geschlechtsangleichungen an, wenn er anführt, dass sie als „Experiment[e] mit ungewissem Ausgang“ charakterisiert werden könnten. Sämtliche Behandlungsschritte waren ursprünglich in anderen medizinischen Kontexten entwickelt worden und wurden nun zur „Lösung einer bislang unbekannten Problematik“ zusammengeführt. Vgl. Herrn 2012, S. 48.


2 Ebd.


3 Für diese und weitere Auskünfte insbesondere zur Familiengeschichte Curt Scharlachs alias Charlotte Charlaques in Deutschland danke ich Ralf Dose.


4 In diesem Beitrag wird nicht mit Sternchen gearbeitet. Stattdessen soll die männliche Lesart dadurch gebrochen werden, dass ein und dieselbe Person im Text als „er“ und „sie“ bezeichnet wird.


5 Die Angaben zu den Verhältnissen der Familie Scharlach in den USA stammen vornehmlich von Andrew E. Scharlach, einem Neffen Curt Scharlachs bzw. Charlotte Charlaques, der in Berkeley (Kalifornien) lebt und intensive Studien zur Familiengeschichte betrieben hat. Ich danke Andrew E. Scharlach für seine Auskunftsbereitschaft.


6 Ahlstedt 1933, S. 4.


7 Demnach dürfte es sich bei Charlotte Charlaque um eben jenen Fall einer Geschlechtsangleichung gehandelt haben, den Toni Ebel („Wally E.“) im August 1932 gegenüber L. Rhan erwähnte. Vgl. Rhan 1932 und Herrn 2005, S. 203.


8 Ahlstedt 1933, S. 12-13. Als problematisch kann natürlich angesehen werden, dass Felix Abraham als Arzt, der selbst geschlechtsangleichende Behandlungen durchführte, einen operativen Eingriff bei Toni Ebel durch einen Kollegen finanzierte. Zur ‚rassenhygienischen' bzw. ‚eugenischen' Praxis am Institut für Sexualwissenschaft hat erst kürzlich Jamila Martin (2013) eine fundierte und lesenswerte Arbeit abgeliefert. Zu dieser Problematik siehe auch Seeck 2003.


9 Ahlstedt 1933, S. 6.


10 Die biographischen Angaben zu Charlotte Charlaque und Toni Ebel nach ihrem Weggang aus Deutschland stützen sich im Wesentlichen auf die Daten, die in der Versorgungsakte Toni Ebels im Berliner Landesarchiv (LAB) überliefert sind. LAB C Rep. 118-01, Nr. A 14093. Für die Zitate im Rahmen des vorliegenden Artikels wurden die Interpunktion und die Rechtschreibung aus den in der Akte vorliegenden Unterlagen gängigen Normen angepasst.


11 Součková, Štěpánková, Hantáková (2009): 14.


12 Handschriftlicher Lebenslauf von Toni Ebel vom 16.6.1947, LAB C Rep. 118-01, Nr. A 14093, Bl. 7.


13 Zum Internierungslager Liebenau siehe Adler 2006.


14 Handschriftlicher Lebenslauf von Toni Ebel vom 28.10.1945, LAB C Rep. 118-01, Nr. A 14093, Bl. 44.


15 Charlotte Charlaque in einem Brief an Toni Ebel vom 18.10.1946, LAB C Rep. 118-01, Nr. 14093, Bl. 39.


16 Charlotte Charlaque in einem Brief an Toni Ebel vom 24.6.1947, LAB C Rep. 118-01, Nr. 14093, Bl. 11.


17 Charlotte Charlaque in einem Brief an Toni Ebel vom 18.10.1946, LAB C Rep. 118-01, Nr. 14093, Bl. 39.