Rede von Rita Nachtigall


Dokumentation der Rede von Rita Nachtigall (frühere Rüdersdorfer Amtsdirektorin, gestandene Rüdersdorferin und Vorsitzende des SPD-Ortsvereins), die sie während der Gedenkfeier für Johanna Elberskirchen und Hildegard Moniac am 23. August 2003 auf dem Friedhof Rudolf-Breitscheid-Straße in Rüdersdorf gehalten hat:


Wir würdigen heute zwei Frauen, die bemerkens- und bewahrenswerte Spuren in unserer Gemeinde hinterlassen haben.


Ihre Art zu leben und zu der Zeit, in der sie lebten erst recht, war schon etwas Besonderes. Vieles von dem blieb lange Zeit im Verborgenen – und damit auch ein wertvolles Stück Gemeindegeschichte, aber auch ein interessantes Kapitel des Rüdersdorfer SPD – Ortvereins.


Beide Frauen hatten eine große Verbundenheit zur SPD, auch wenn sie phasenweise sehr streitig war, was vor allem auf Johanna Elberskirchen zutrifft.


Beim Freilegen der Spuren, die Johanna Elberskirchen seit ihrem auf ca. 1920 datierten Zuzug nach Rüdersdorf bis zu ihrem Tod gelegt hat, begegnen wir ortsbekannten Namen, wie Robert Schade, Paul Krüger und Hildegard Moniac.


Sie engagierten sich in der Rüdersdorfer SPD, aber auch im Ort. Hildegard Moniac und Paul Krüger sind organisatorisch in der Jugendweihe aktiv.


Ihr soziales, demokratisches und berufliches Engagement fand 1933 ein jähes Ende. Rüdersdorf wurde tiefbraun gefärbt.


Zeitzeugen bekunden: „Moniac war gegen die Nazis – absolut!“ Und Elberskirchen?


„Die auch, und die haben da kein Hehl draus gemacht (...), deshalb haben die auch keine Arbeit gehabt, beide nicht.“


Rüdersdorf kann stolz sein auf diese intelligenten, mutigen und unbeugsamen Frauen.


Als Vertreterin des SPD – Ortsvereins und als urwüchsige Rüdersdorfer Bürgerin bin ich all denen dankbar, die dazu beigetragen haben, dieses Stück Ortsgeschichte aufzuarbeiten.


Die Spurensuche hat Verdrängtes, Vergessenes und Verbotenes freigelegt. Dafür möchte ich ganz besonders Frau Christiane Leidinger danken. Sie hat mit ihren akribischen Forschungen, ihren Aktivitäten mit dem Brandenburgischen Denkmalpflegeamt, aber auch mit Unterstützung des Ordnungsamtes Rüdersdorf, das durch den Ordnungsamtsleiter, Herrn Jörg Lehmann, hier vertreten ist, diese Gedenkveranstaltung erst möglich gemacht. Der Dank geht aber auch an Herrn Man-fred Hassemer-Tiedeken, der Vorort kräftig gewirbelt hat.


Nicht vergessen möchte ich unseren Ortschronisten, Herrn Reiner Kienitz. Als wir beide im Mai 2001 die inzwischen gut archivierten „Niederbarnimer Nachrichten“ durchforsteten, stießen wir in den Ausgaben vom 29. und 30. April 1920 auf eine große Anzeige, die zum internationalen Maifeiertag auch Johanna Elberskirchen als Festrednerin ankündigt. Dass gut zwei Jahre später ihrer in dieser würdigen Form gedacht wird, war nicht vorauszusehen.


Die heutige Gedenkveranstaltung für Johanna Elberskirchen und Hildegard Moniac ist ein bemerkenswerter Beitrag zur Bereicherung unserer Ortsgeschichtsschreibung.



© Rita Nachtigall (Rüdersdorf bei Berlin 2003)